Eine Ära geht zu Ende. Ich werde also heute nach Köln fahren, um Herrn und Frau Rochow noch einmal die Ehre zu erweisen, bevor es in den Flieger nach Griechenland geht. Das Fleischfeinkostgeschäft Gustav Brock hatte ich bereits in den Neunzigerjahren während meiner Lehrzeit bei einem der großen Sternekoch-Lieferanten der damaligen Zeit kennengelernt.
Brock stand dort zwischen der Hautevolee der deutschen Gastronomie auf der VIP-Kundenliste des Inhabers. Auf dieser Liste fanden sich die Kunden, deren Order aus der frisch aus aller Welt eingetroffenen Ware als erste zum Versand gepackt wurde – erste Wahl, creme of the crop. Alles andere hätte für den Kunden Gustav Brock auch gar keinen Sinn ergeben: Georg Rochow war bekannt dafür, alle Ware persönlich und peinlich genau bei Ankunft zu kontrollieren.
Was seinem hohen Qualitätsanspruch nicht entsprach, wurde rigoros auf der Türschwelle seines Ladens abgelehnt. Als ich dann in unseren Familienbetrieb eintrat, hatte ich das Glück, die Rochows als Kunden gewinnen zu können. Natürlich gab es weiterhin erste Wahl. Die Rochows dankten es uns mit regelmäßigen Bestellungen.
Nun die Schließung. Aber warum? Das Geschäft lief bis zuletzt hervorragend. Anders als viele der klassischen Innenstadt-Metzgereien hatten die Rochows auch Kundschaft in der jüngeren Generation. Das lag daran, dass viele mittlerweile moderne Trends im Fleischgeschäft, wie zum Beispiel hohe Marmorierung oder Freilandhaltung, bei Gustav Brock schon immer der Standard waren.